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BLATNÁ-FRÜHLING

Das Jahr 1968 hatte nicht nur für die Wiederbelebungstätigkeit und die anschließende Okkupation durch sowjetische Truppen, sondern auch für die Entwicklung der Gesellschaft, die für einen Augenblick den Geschmack der Freiheit auskosten konnte eine große Bedeutung. In Blatná hat sich diese lockere Atmosphäre insbesondere durch den Einzug von Filmemachern und Schauspielern bemerkbar gemacht. Der erste und vermutlich bekannteste Film ist die Komödie Bílá paní aus dem Jahr 1964 mit Anspielungen an das Regime. Ähnlichen Eindruck hinterlässt auch der Film Čest a sláva aus dem Jahr 1968, wegen dem das Dach der Mühle „Podškolský mlýn“ in Blatná demontiert und nach Buzice gebracht wurde. Beide Filme landeten nach dem Jahr 1968 im Tresor und durften nicht gezeigt werden. Für viele Zuschauer ist der bekannteste Film das Märchen Šíleně smutná princezna, welches in Blatná im Jahr 1967 gedreht und ebenfalls zensuriert wurde.

Der Wiederbelebungsprozess im Frühjahr 1968 lockte auch den bekannten Schauspieler Jan Werich nach Blatná, er verzichtete jedoch schließlich, wegen der Okkupation durch die Armeen des Warschauer Paktes, auf den Besuch der Stadt . Am 21.08. wurde der Bürgermeister V. Bartoš in den Nachtstunden von SNB-Mitgliedern über das Betreten der Tschechoslowakei durch die Armeen ohne Zustimmung unserer Regierung informiert. Die Einwohner waren informiert und erfuhren auch die Namen der Verräter - Kolden, Bilak, Indra und weitere. Die Einwohner haben ihre Nachbarn vor der Zusammenarbeit mit den Okkupanten gewarnt und bald tauchten antisowjetische Aufschriften auf. Die Einwohner haben unter anderem auch die Wegweiser verdreht und am 23. August 1968 fuhr eine Kolonne mit 40 Lastkraftwagen durch Blatná in Richtung Paštiky. Die Soldaten bemerkten jedoch bald ihren Irrtum, kehrten zurück und fuhren in Richtung Písek weiter, da sie ursprünglich nach Písek fahren wollten.

Nach der Rückkehr der politischen Repräsentation aus der Internierung in der UdSSR wurden die Menschen apathisch und aus dieser Apathie, durch die Selbstverbrennung von Jan Palach im Jahr 1969 geweckt. Kaum jemand wusste jedoch, dass es eine zweite menschliche Fackel in Plzeň gab und dass noch weitere 29 Menschen einen solchen Versuch unternahmen, sieben davon erfolgreich. Der zweite Impuls war der Sieg der Eishockeymannschaft der ČSSR über die UdSSR am 28. März 1969. In Blatná zogen die Menschen ab ca. 22 Uhr durch die ganze Stadt, angeführt wurden sie von der Dřevokov-Musikkapelle. An dem Aufmarsch nahmen beinahe 1.000 Menschen teil und es wurde die Nationalhymne gesungen. In den Straßen und Restaurants war bis in die Morgenstunden viel los. Während des Aufmarsches ertönten auch Glocken und Sirenen. Damit war jedoch der ganze Protest beendet und es folgte die Normalisierung, in der viele ihre Arbeit verloren, wenn sie mit der Okkupation nicht einverstanden waren.

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