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MARIÄ-HIMMELFAHRT-KIRCHE

Die romanischen Bauelemente der Sakristei im nördlichen Teil der Kirche deuten an, dass das ältere Bauwerk bereits in der Hälfte des 13. Jahrhunderts entstand. Noch im 14. Jahrhundert waren diesem Bauwerk ein Kirchenschiff mit flacher Decke und ein engeres Presbyterium angeschlossen. Als die Kirche 1414 vom Feuer vernichtet wurde, bot sich Zdeněk Lev z Rožmitálu die Gelegenheit, die ganze Kirche umzubauen.

Früher ging man von einer falsch interpretierten Aufschrift an der Siegessäule innerhalb der Kirche aus, die den Beginn der Bauarbeiten des neuen Presbyteriums mit 1444 datierte. Die dendrochronologische Untersuchung korrigierte diese Datierung auf das Jahr 1499. Der Irrtum entstand durch die Verwechslung der gotischen Ziffern 9 und 4, die ähnlich geschrieben wurden. Das Presbyterium mit Netzgewölbe wurde auf einem älteren Bauwerk in den Jahren 1490 bis 1499 errichtet. Die flache Decke in der Sakristei wurde durch ein Kreuzgewölbe mit Scheitelstein ersetzt. Auch das Wappen der Bavoři ze Strakonice blieb an dieser Stelle erhalten, es könnte vielleicht zu dem Schluss führen, dass es hier eine Krypta gegeben hat. Die Bauarbeiten wurden auch in den Jahren 1505 bis 1510 fortgesetzt, als das ältere Schiff durch Säulen in einen zweischiffigen Innenraum umgestaltet, die Außenmauer angehoben und durch Pfeiler gestützt wurden. Das Zellengewölbe stellte aus Sicht der Architektur des Anfangs des 16. Jahrhunderts eine progressive Technik dar, deren Analogie wir beim Franziskanerorden in Horažďovice und in der Kirche in Bělčice finden. In den Jahren 1525 bis 1530 kam im nördlichen Teil des Schiffes ein Depositar hinzu, dort wurden städtische Urkunden, Messgewänder und liturgische Geräte aufbewahrt.

Die Kirche in Blatná war reichlich mit Gegenständen aus Edelmetallen ausgestattet. Als Beispiel für das Mobiliar kann die bis heute erhaltene gotische Statue der Aufnahme Mariens, sog. Assumpta, dienen, die ca. 1490 angefertigt wurde. Ungefähr im Jahr 1515 wurde die Statue durch ein größeres Exemplar ersetzt, welches bis heute in der Nische des Hauptaltars steht. Die reiche Ausstattung lockte auch Diebe an und so wurde die Kirche im Jahr 1518 geplündert. In Folge dessen wurde die Tür zur Sakristei mit Blech verstärkt und mit einem dreifachen Schnappschloss ausgestattet.

Die Kirche und ihre nächste Umgebung dienten als Ort der ewigen Ruhe. Seit dem 12. Jahrhundert wurde skelettmäßig und ohne Grabbeigaben bestattet, abgesehen vom Charonspfennig (Münze) und Rosenkranz mit Kreuz, wie die umfangreiche Bestattungsstätte mit 729 Individuen in Radomyšl belegt. In der Kirche in Blatná wurde die Nobilität bestattet, an dieser Stelle möchten wir vor allem Lev Rožmitál nennen, der im Jahr 1465 aus Blatná bis ans Ende der Welt reiste, mit anderen Worten die Friedensboten des böhmischen Königs Jiří z Poděbrad zu den europäischen Königshöfen führte. Sein Grabstein befindet sich in der nördlichen Mauer des Presbyteriums, wo er zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom örtlichen Kaplan Msgr. Jan Pavel Hill aufgestellt wurde.

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